Tatarenüberfall |
Immer wieder wurden gerade von den Bewohnern des Grenzgebietes
größte Opfer an Gut und Blut gefordert. Anfang des 17. Jahrhunderts
spielte sich der schwedisch-polnische Krieg auf masurischer Erde ab und brachte
die furchtbaren Tatareneinfälle mit, die von einer Grausamkeit ohnegleichen
gewesen sein müssen, so daß die Tatarenangst noch lange wie ein
Alpdruck die Gemüter der Menschen belastete und sich in ihren Sagen und
Märchen widerspiegelte. Im Gefolge der Kriege kam die Pest, es kamen
Viehseuchen, Unwetterkatastrophen, ja, den Plagen Ägyptens gleich traten
neben den Verwüstungen durch Ratten und Mäuse im Jahre 1711 Heuschreckenschwärme
auf, eine für diese Breiten ungewöhnliche Erscheinung, und in einer
Fülle, daß, wie es in einem Bericht heißt, „die Sonne
vor ihnen verdunkelt wurde und man die Erde für ihnen nicht mehr hat
sehen können". Was Krieg und Pest verschont hatten, rafften dann
die folgenden Hungersnöte dahin.ostpreussen-info.de
Im folgenden aus:
Reinhold Weber
Reinhold Weber
"Die Landgemeinden des Kreises Lyck"
Verlag Dieter Broschat
Hohenwestedt
Sareiken (bis 1938 Sareyken),
Freigut
1660 = Straßendorf
1900 = geschlossene,
gereihte Hofgruppe, 3 Abbauten
Amtsbezirk: Lyck-Land
Kirchspiel: Lyck
Postanstalt: Sareiken (Sareyken)
Flächengröße: 258 ha
Einwohnerzahl: 1818 = 36, 1. Dez. 1885 = 112, 1939 =
159.
Land- und
forstwirtschaftliche Betriebe:
bis 5 ha = 5,
von 5-10 ha = 5,
von 10-20 ha = 5,
von 20-100 ha = 7
Laut Statistik von 1932
besaßen:
1. W. Hartmann 50
ha
2. Gottfried Jorzik 26
ha
3. A.
Koschorrek 37 ha
Berufszugehörigkeit:
a) zur Wirtschaftsabteilung:
Land-
u. Forstwirtschaft = 122
Industrie
und Handwerk = 15
Handel
und Verkehr = 1
b) nach der Stellung im
Beruf:
Selbständige = 55
Mithelf.
Familienangeh. = 40
Beamte
und Angestellte = 5
Arbeiter = 43
Ergebnis der Volksabstimmung
am 11. Juli 1920: 82 stimmten für Deutschland, nur 2 für Polen.
Letzter Bürgermeister: Jakob
Epler.
Aus Geschichte, Wirtschaft
und Kultur, Flucht/Vertreibung (1945)
Bereits zur Ordenszeit
erhielten von Bernhard von Balzhofen, Oberster Spittler und Komtur zu
Brandenburg, die „lieben und getreuen Jacob, Pawel, Frydel und Androß,
Gebrüder. 20 Huben zu Magdeburgischem Rechte frei von Zins und gebäuerlicher
Arbeit, davon sollen sie einen redlichen Dienst mit Hengst und Harnisch nach des
Landes Gewohnheit zu allen Geschreyen, Heerfahrten, Landwehren und Reysen"
stellen, dazu kam noch das „Burgenscharwerk": Die Abgaben waren jeweils
zu Martini jährlich auf „ein Crampfund Wachs (467 gr.) und einen cöllmischen
Pfennig oder an dessen statt fünf preußische Pfennige, sowie 1 Scheffel Weizen
und 1 Scheffel Korn (Roggen) je Pflugkorn". Sie erhielten auch „freye
Fischerei mit kleinem Gezeuge zu ihres Tisches Nothdurft und nicht zu
verkaufen"; sie durften auch Bienen halten, den Honig sollten sie aber an
die Herrschaft gegen Bezahlung abliefern. (Diese Handfeste ist anscheinend
verloren gegangen, sie wurde von Königsberg am 12. Marty 1556 erneuert.) (Ostpr.
Fol. 261, S. 1639 ff)
1539 sind 12 Oratzen
(Pflüger) aufgeführt (Ostpr.Fol. 911 a/17) und 1550 ist 1 „Pflügerdienst" genannt
(Ostpr.Fol. 119, S. 90); „Schereycken, Eyn Dienst".
Über die Schäden beim
Tatareneinfall berichtet Obrist von Auer (Kwalo a.a.O.) fürSareyken wie folgt:
Schareicken (Sareyken) 12 Huben.
1 Hube der Elste, Moisis
Janits, ist nicht abgebrandt, 1 Dienst Jung weggenommen, hat noch 1 Pferd, 5
Stück Jungvieh.
3/4 Huben Christoph
Jannoits, ist in Grundt abgebrandt, 1 Sohn weggenommen, hat noch 1 Ochs und 2
Kälber.
1 1/4 Huben Jedam Woitkoits,
ist nicht abgebrandt, 2 Söhne, 2 Töchter genommen, hat noch 10 Stück Rindvieh.
1/4 Huben Jan Woißeßzig, ist
in Grundt abgebrandt, 1 Magd genommen. hat noch 4 Stück Vieh.
1 Hube Jacob Jedambzig, ist
gantz abgebrandt.
3/4 Huben Pawell Marzinnoits,
ist ganz abgebrandt, sein Weib und ihre Mutter genommen, die beiden Kinder„ sie
verlassen, seien Hungers wegen verstorben, hat kein Vieh und kein Pferd.
3/4 Huben Lecemung, ist
nicht abgebrandt, 1 Sohn, 1 Tochter weggenommen, hat noch 1 Ochsen-
3/4 Huben Koßorreck, ist
nicht abgebrandt, 1 Dienst Magd weggenommen. Ist über Winter
beseet, alles Viehe und
Pferde wegk bis uff 1 Pferd und 23 Stück Viehe.
Seindt in allem in diesem Dorf
17 Personen weggetrieben und 2 Kinder vor Hunger gestorben".
„Beritten" ist das
„Königliche Bauerndorf Sareiken" am 24. Oktober 1716 von der königlichen
Kommission König Friedrich Wilhelms 1. im Zuge der „Großen Bestandsaufnahme".
Im Dorfe wohnen 8
Scharwerksbauern. Der „Wildnisbereiter" hat 4 Hufen, 10 Morgen, während
die Bauern 14 Hufen, 14 Morgen bewirtschaften.
Wald ist nicht vorhanden,
Wiesen liegen in den 3 Feldern. Von 10 Hufen ist 1 „Wiebrantze"
(Landwehrmann) zu stellen. Je Bauer hat die Kommission festgestellt: 1 Kuh, 2
Ochsen, 2 Pferde und 4 Schafe. Geerntet werden Weizen, Roggen, Gerste, Hafer,
Erbsen und Leinsaat. Vom Gut Sareyken sind nur 15 Morgen hier im Bericht
aufgeführt, diese werden vom Gut Malleczewen bewirtschaftet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen