Samstag, 19. Mai 2012

Fluchtbericht von Georg Bylda (2)

Georg in Ostpreußen ca. 1940 (11 Jahre alt)

Nach zwei ruhigen Tagen wurden wir am Morgen des 27.1.1945 durch den Rückzug der Deutschen Wehrmacht aufgeschreckt. Da hatten wir uns einer Flieger-Bodeneinheit angeschlossen, die uns, auf zwei LKW verteilt, mit noch einigen Sachen mitnahm. Die Abfahrt aus Tharu erfolgte aber erst gegen 17 Uhr und verlief über Königsberg zum Flugplatz Serappen. In Serappen wurde das letzte Hab und Gut abgelegt und nur Handgepäck mitgenommen. 

Serappen konnten wir noch mit dem Zug in der Nacht gegen 2 Uhr den 29.1.1945 in Richtung Pillau verlassen.
Bahnhof  Pillau erreichten wir in den Morgenstunden und machten uns zum Hafen auf, den wir wie leergefegt vorfanden. Am späten Nachmittag, es war der 29.1.1945 lief das Schiff Gustlov (*) im Hafen ein und gleich darauf machte ein kleiner Dampfer am Kai fest, in den gleich zwei Leiterwagen voll Stroh eingeworfen wurden.

In diesen Minuten füllte sich der Hafenplatz mit unzähligen Flüchtlingen. Wir hatten Glück gehabt, daß wir von dem kleinen Kohlendampfer mitgenommen wurden, der gegen 21 Uhr des 29.1.1945 in die Ostsee stach. Am nächsten Morgen machte das Schiff bei Gdyngen fest, weiter ging es erst am späten Nachmittag. In den Nachtstunden vom 30. zum 31.1.1945 war ein schweres Unwetter aufgezogen und fast alle der ca. 500 Personen auf dem Schiff wurden Seekrank.
In der Pommerschen Bucht vor Swinemünde war unser kleines Schiff im Treibeis festgefahren und erst am 1.2.1945 in den Abendstunden frei gekommen, worauf es Kurs auf Kolberg nahm.  Am 2.2.1945 in den frühen Morgenstunden haben wir in Kolberg das Schiff wieder verlassen dürfen, wir erfuhren dort vom Untergang der Gustlov.

(*)  Quelle: Wikipedia
Die Wilhelm Gustloff war ein Passagierschiff der nationalsozialistischen Organisation Kraft durch Freude (KdF). Ihre Versenkung durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns am 30. Januar 1945 ist mit möglicherweise mehr als 9000 Opfern der verlustreichste Schiffsuntergang der Weltgeschichte bezogen auf ein einzelnes Schiff.

Das nationalsozialistische Regime, insbesondere Gauleiter Erich Koch, hatte eine frühzeitige Evakuierung Ostpreußens abgelehnt. Nach dem Durchbruch der Roten Armee an der Ostfront fanden sich daher zu Beginn des Jahres 1945 viele Einwohner der Provinz vom übrigen Reichsgebiet abgeschnitten. Am 21. Januar 1945 ordnete Großadmiral Dönitz das Unternehmen Hannibal an, in dessen Rahmen verwundete Soldaten mit allen verfügbaren Schiffen in das westliche Reichsgebiet transportiert werden sollten. Mittlerweile war die Mitnahme von Zivilisten erlaubt worden, so dass 2,5 Millionen Menschen über die Ostsee entkommen konnten.
Auch die Wilhelm Gustloff sollte sich an der Evakuierung beteiligen. Am 30. Januar 1945 – dem 12. Jahrestag der so genannten Machtergreifung Hitlers – legte sie gegen 13:10 Uhr mit schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord in Gotenhafen ab. Die genaue Anzahl der Passagiere und Besatzungsmitglieder ließ sich nie mit letzter Sicherheit feststellen, da ihre Flucht übereilt erfolgte. Offiziell wurden 7.956 Menschen registriert. Nach Ende der offiziellen Zählung drängten aber noch ungefähr 2.500 weitere Passagiere an Bord. Insgesamt dürften sich auf der Wilhelm Gustloff rund 10.300 Menschen befunden haben: etwa 8.800 Zivilisten, davon eine große Zahl Kinder, sowie etwa 1.500 Wehrmachtsangehörige, darunter 162 Verwundete, rund 340 Marinehelferinnen und 918 Marinesoldaten der 2. U-Boot-Lehrdivision, die von Kiel aus erneut in den Kriegseinsatz gehen sollten. Die Wilhelm Gustloff hatte nur leichten Geleitschutz durch anfangs zwei, dann nur noch ein Begleitschiff.
Auf dieser letzten Fahrt der Wilhelm Gustloff befanden sich neben Schiffskapitän Petersen drei weitere Kapitäne an Bord. Sie kannten die drohende Gefahr durch sowjetische U-Boote, konnten sich aber nicht auf ein angemessenes Vorgehen einigen. Der militärische Kommandant, Korvettenkapitän Wilhelm Zahn, schlug vor, abgedunkelt durch flache Küstengewässer zu fahren, in denen U-Boote nicht operieren konnten. Er setzte sich jedoch nicht gegen Kapitän Friedrich Petersen durch, der sich angesichts der Überladung des Schiffes für eine Route durch tiefes Wasser nördlich entlang der Stolpe-Bank entschied. Ein vermeintlicher Funkspruch der Kriegsmarine veranlasste ihn zudem, Positionslichter zu setzen, um die Kollisionsgefahr mit einem angeblich entgegenkommenden Minensuchgeschwader zu verringern.[1] Daher war das Schiff auch in der Dunkelheit auszumachen. Tatsächlich befand sich kein Minensucher auf Gegenkurs zur Wilhelm Gustloff. Anlass und Absender des Funkspruchs konnten bis heute nicht geklärt werden.
Auf der Höhe von Stolpmünde wurde die Wilhelm Gustloff gegen 21 Uhr von dem sowjetischen U-Boot S-13 gesichtet. Um 21:16 Uhr ließ dessen Kommandant, Alexander Iwanowitsch Marinesko, aus etwa 700 Metern Entfernung vier Torpedos abschießen. Ein Torpedo klemmte, drei trafen die Wilhelm Gustloff am Bug, unter dem E-Deck und im Maschinenraum. Nach etwas mehr als einer Stunde, gegen 22:15 Uhr, sank das Schiff etwa 23 Seemeilen von der pommerschen Küste entfernt.

Herbeieilende Schiffe konnten nur 1252 Menschen retten, darunter alle vier Kapitäne und den Marinemaler Adolf Bock, dessen Berichte und Bilder später unter anderem im Stern veröffentlicht wurden.[2] Das Torpedoboot Löwe, das die Wilhelm Gustloff begleitet hatte, rettete 472 Menschen, das hinzugekommene Flottentorpedoboot T 36 unter Kapitänleutnant Robert Hering weitere 564 Überlebende aus Booten[3], von Flößen und aus dem Wasser. T 36 wurde während der Rettungsaktion ebenfalls von S 13 angegriffen, wehrte sich aber mit Einsatz von Wasserbomben, worauf das sowjetische U-Boot abdrehte.[4] Das Minensuchboot M 341 rettete 37, der Marinetender TS II 98, das Minensuchboot M 375 43 und der Frachter Göttingen 28 Menschen. Zwei wurden in den Morgenstunden von dem Frachter Gotenland geborgen, sieben von dem Torpedofangboot TF 19, ein Kleinkind vom Vorpostenboot Vp 1703.
Mit über 9.000 Toten ist der Untergang der Wilhelm Gustloff bis heute (2012) die größte Katastrophe der Seefahrtsgeschichte bezogen auf ein einzelnes Schiff.
Nur wenige Minuten nach den Torpedotreffern passierte der schwere Kreuzer Admiral Hipper die sinkende Wilhelm Gustloff. Da ein U-Boot längere Zeit zum Nachladen braucht, konnte die Admiral Hipper ohne Probleme Kiel erreichen.[5] Der Kommandant der Admiral Hipper entschied jedoch, nicht anzuhalten und an der Bergung der Schiffbrüchigen nicht teilzunehmen. Seine Begründung, man habe Torpedolaufbahnen gesehen und daher nicht angehalten, wurde von Experten angezweifelt.[6]

Das Besondere am Untergang der Wilhelm Gustloff ist die hohe Zahl der Opfer. Zu ihr trugen folgende Umstände bei: Um eine planlose Flucht vom Schiff und den Ausbruch einer Panik zu verhindern, wurden etwa 1.000 Menschen in den Wintergarten des Schiffs beordert und dort von Offizieren mit Waffengewalt festgehalten. Als das Schiff sank, mussten sie feststellen, dass die Fenster des Wintergartens aus Panzerglas bestanden und jedes Entkommen verhinderten. Schwerwiegender war, dass die Wilhelm Gustloff viel zu wenige Rettungsboote an Bord hatte. Etliche waren in Gotenhafen von Bord gebracht worden, um sie bei der Vernebelung des Hafens einzusetzen. Sie wurden durch kleinere Ruderboote ersetzt, die rasch überfüllt waren. Erschwerend kam hinzu, dass in der Nacht des Untergangs eine Außentemperatur von bis zu −20 °C herrschte, so dass viele der noch vorhandenen Boote in ihren vereisten Davits blockiert waren und nicht seeklar gemacht werden konnten. Jedoch hätten selbst die größeren zum Schiff gehörenden Rettungsboote niemals ausgereicht um über 10.000 Menschen zu retten, denn das Schiff und seine Rettungsmittel waren nur für ca. 1.900 Passagiere und Besatzungsmitglieder ausgelegt.
Die von dem Gustloff-Experten Heinz Schön ermittelte Zahl von 1.239 Überlebenden[7] gilt heute als gesichert. Es wurden zwar 1.252 Personen gerettet, 13 starben jedoch bald darauf an den Folgen des Unglücks. Zur genauen Zahl der Todesopfer wurden je nach Zeit und Quelle zum Teil erheblich voneinander abweichende Angaben gemacht.



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